Verlagshaus Hernals, Zeichnung: Heinz Wolf
Rezension

A Buamag’schicht auf Wienerisch

Dienstag, 25. Februar 2014
Eines Nachts – kurz vor Weihnachten 2012 - wacht der Autor gegen drei Uhr morgens auf. Von zwei sehr bekannten, bösen Buben hat er geträumt. Ein Griff zum Notizblock neben seinem Bett, und die ersten Zeilen zum Vorwort von „Max und Moritz auf Wienerisch“ sind notiert. Dann schläft er wieder ein. Es dauert noch bis zum März des darauffolgenden Jahres, bis alle Geschichten der beiden bösen Buben in neuer Form niedergeschrieben sind. Seither sorgen die Lausbuben mit ihren Lumpereien im Schrebergarten einer gewissen Frau Pschistranek, im Lehrerzimmer und sogar in Himmel und Hölle für Unruhe und Mords„bahöö“.

Vor 150 Jahren zeichnete und schrieb Wilhelm Busch die Bilderposse „Max und Moritz“ – eine Bubengeschichte in sieben Streichen: Die beiden jugendlichen Bösewichte spielen Witwe Bolte, Meister Böck, Lehrer Lämpel und Onkel Fritz so lange böse Streiche, bis sie schließlich im letzten Kapitel von Meister Müller zermahlen und von dessen Federvieh gefressen werden.

Die Geschichte faszinierte den Wiener Autor Christian Hemelmayr schon lange. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er auf die Idee kam, das „Duo Infernale“ der Kinderliteratur aus ihrer moralisierenden Urversion in das moderne Wien zu holen. Ob es nun der „Geist“ von Busch war oder einfach nur dieser eine Traum, der ihn dazu brachte die Geschichte zu schreiben, das sei dahingestellt. Fest steht: Kurz vor Weihnachten 2012 begann der kreative Werdegang von „Max und Moritz auf Wienerisch“.

Die beiden Bösewichte („aufg’wachsen wia zwaa Ruabn auf der Pråterwiesn“) spielen in der Neufassung den Wiener Pendants zu Buschs Figuren ihre Streiche. Sie tragen Kapuzenpullis und modernen Frisuren. Lässig lungern sie in dunklen Gassen herum und planen ihre nächsten Bösartigkeiten. Als Erstes fällt ihnen „de blaade, oede Pschistranek“ zum Opfer. In den folgenden sechs Lumpereien sabotieren sie das österreichische Bildungssystem, bringen das Weltbild von Lehrern ins Wanken, verwüsten eine Konditorei, jagen einen türkischen Schneider und machen selbst vor unschuldigen Pensionisten nicht Halt.

Gott und Teufel

Max und Moritz, Heinz Wolf, Christian Hemelmayr, Hörbuch, Comic
Marliese Mendel
Autor Christian Hemelmayr

Die ersten sieben Kapitel sind noch sehr nahe an Buschs Original. Doch Christian Hemelmayr und der Illustrator Heinz Wolf haben noch drei weitere Kapitel hinzugefügt, in denen die „Gfraster“ selbst Gott und dem Teufel Streiche spielen, die – erwartungsgemäß – für die beiden Betroffenen nicht gut enden. Denn selbst Gott kommt gegen die Bösewichte nicht an, obwohl er eigentlich mit den beiden armen Seelen „ein Einsehen“ hat. Die allerdings schert das wenig, und so bleibt dem „Schöpfer“ nur eine Alternative: Ganz tief hinunter (auf der berühmten schiefen Bahn) bis in die Hölle. Dort treiben sie selbst den Teufel zur „Weißglut“, erzählt der Autor.

Die Illustrationen der letzten drei Kapitel haben dem Zeichner Heinz Wolf besondere Freude bereitet. Für ihn war es am Lustigsten die Szenen in Himmel und Hölle zu zeichnen. Max und Moritz treiben nämlich zuerst ihr Unwesen in der himmlischen Wolkenwerkstatt, granteln anschließend den Beelzebub wegen zu niedriger Temperaturen in seinem Revier an und organisieren schließlich einen mehr als höllischen Flashmob, was zum bitteren End’ natürlich nur in einem Fiasko enden kann.

Weltsituation

Factbox

Vorabpräsentation des Buches und Hörbuches: am 13. März im Traditionscafe Industrie, 1050 Wien, Margaretengürtel 120, um 20.00 Uhr, Eintritt frei.
Erscheinungsdatum von „Max und Moritz auf Wienerisch“ ist im April 2014, Vorbestellungen für das Hörbuch und Buch
Christian Hemelmayr, Heinz Wolf
Max und Moritz auf Wienerisch
A Buamagschicht in 7 Kapitln (med aana leiwaundn Zuawååg)
€ 23,90
72 Seiten, gebunden, fadengeheftet
ISBN 978-3-902975-10-2
Inklusive Hörbuch-CD, gelesen von Christian Hemelmayr.

Schließlich reicht es sogar dem Teufel. Er befördert das Lumpenpack mit einem kräftigen Fußtritt aus der Hölle und schießt sie „durch Sonn’ und Mond und Schtean“. Noch heute sind die Beiden auf der Suche nach einem Planeten, wo sie weiterhin ihre bösen Streiche verüben können.

„Dies ist lediglich eine Metapher für unsere allgemeine Weltsituation“, sagt Hemelmayr, „weil das Böse leider nie aufhört, Unglück für andere zu schaffen.“

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