Advent, Advent, ein Schachbrett brennt...

Was man einem Schachspieler auf keinen Fall zu Weihnachten schenken sollte.

Der natürliche Feind des Schachspielers unter dem Weihnachtsbaum ist das Schachbrett. Davon besitzt der Schachfreund nämlich bereits mehrere. „Schöne“ Bretter eignen sich außerdem nicht zum Spielen: Glasfiguren zerspringen am Boden, schwere Steinfiguren machen jede Blitzpartie zum Hanteltraining, und filigranes Holzwerk getraut man sich kaum anzugreifen. Alles Staubfänger, die man nach den Feiertagen mitsamt der lamettageschmückten Nordmanntanne dem städtischen Fernheizwerk überantworten möchte.
Bitte, bitte, bitte also kein Schachbrett, außer es wurde von einem ehemaligen oder dem frischgebackenen Weltmeister (siehe weiter unten) handsigniert. Auch Zubehör wie Lehrbücher, -DVDs oder Computerprogramme legen Sie lieber nur auf ausdrücklichen Wunsch unter den Christbaum. Zu groß ist die Gefahr, dass der Beschenkte die Software schon sein eigen nennt oder die im Buch behandelte Eröffnung nie im Leben wählen würde.

Alltagsgegenstände mit Schachbezug sind ohnehin tabu. Einen Büroklammernhalter oder einen Schminkspiegel mit Schachemblem (ja, das gibt es wirklich!) schenkt man wohl nur aus blanker Ironie. Würden Sie selbst ein T-Shirt mit dem Aufdruck „I ♥ chess“ oder eine Krawatte mit lustigen Schachschweinderln auspacken wollen? Na eben.
Besser kommt an, was man nicht in jedem Ramschladen findet: Eine Simultanbegegnung mit einem Spitzenspieler beispielsweise. Oder die Teilnahme an einem Turnier, wobei die Bandbreite vom bloßen Nenngeld bis zum kompletten Urlaub reicht. Um Ihre Zielperson nicht zu überrumpeln, ist hier ein Gutschein das Mittel der Wahl.
Erscheint Ihnen ein solcher zu unpersönlich, so schenken Sie ruhig etwas gänzlich Unschachliches, oder geben Sie, was jeder gerne gewidmet bekommt: Zeit. Laden Sie den Glücklichen zu einem Glühwein-Abend ein. Mit selbstgebackenen Keksen – zur Feier des Tages ausnahmsweise auch in Form von Schachfiguren.

Der Nicht-Nerd

Obwohl wir damit weit abschweifen, kann die wichtigste schachsportliche Entscheidung seit einem Jahrzehnt nicht unerwähnt bleiben. Magnus Carlsen hat sich mit einem überzeugenden Sieg gegen Titelverteidiger Viswanathan Anand in dessen Heimatstadt Chennai (früher Madras) zum 16. Weltmeister gekrönt.
Der Sieg des 22-jährigen Norwegers ist gut fürs Schach. Nicht nur, weil Carlsen einen kämpferischen Stil jenseits aller Schablonen pflegt, sondern auch, weil er einen Oberkörper hat wie ein Cornetto, für ein Bekleidungslabel modelt und auch sonst nicht aussieht wie der sympathische „Vishy“ Anand. Furchtbar oberflächlich, zugegeben, aber trotzdem ein Segen für ein Brettspiel, das vielen noch immer als Besenkammerbeschäftigung für Nerds gilt. Habemus Magnum!