Birgit Denk
Musik

„Sängerin sucht Kommerzband“

Sonntag, 15. Juni 2014
Ein bisserl ang'fressen war Birgit denk schon: eigentlich wollte sie am 7. Juni das Konzert von Prince in der Stadthalle besuchen; aber, leider, leider, war just an diesem Tag auch die Plattenpräsentation ihrer eigenen Band „Denk“ angesetzt.
Birgit Denk, Durch die Wüste, CD, Wien
Birgit Denk

Während Prince also in der Stadthalle seine Version der 80er zelebrierte, fand auch im Orpheum bei Denk die Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln statt – nach den Ausflügen in Richtung Kabarettlieder, die sie mit den „Novaks“ letztens unternommen hatte, führt „Durch die Wüste“ zurück zu E-Gitarre und 80er-Jahre-Synthesizern. Ein bisschen wie der Meister aus Minneapolis, gewissermaßen. Auch wenn die Denk ihre musikalische Karriere erst in den frühen 90ern begann und ihre aktuelle Band 2000 gegründet wurde.

Doch auch 14 Jahre sind eine lange Zeit und bieten einigen Raum für Reflexion. Wobei diesmal – etwas ungewöhnlich – der kreative Prozess umgedreht wurde: am Anfang stand das Plattencover, die Lieder wurden erst nachher geschrieben und aufgenommen. Das Cover entstammt einer Fotosession für ein Bandplakat. „Wir haben uns gedacht: weil wir jetzt schon so alt sind, machten wir es wie alle alten Indiebands. Ein klassisches Foto: wir, in Anzügen in der Natur herumstehend, von weit weg fotografiert.“

Beim Fotoshooting im Naturpark „Wüste“ bei Mannersdorf entdeckten sie die klassischen rot-weißen Wandertafeln mit dem Schriftzug „Durch die Wüste“: Titel und Konzept des kommenden Albums waren gefunden. „Letztes Jahr hatten wir das Gefühl, unser musikalisches Leben sei ein Wüstengang gewesen. Ein Veranstalter nach dem anderen sperrte wegen mangelnder Subventionen zu, Ö3 spielt kaum Dialektmusik und man hatte allgemein das Gefühl, dass alle ein bisserl scheiße drauf sind.“

Die zwölf Lieder des Albums erzählen von einzelnen Stationen auf dem langen Weg der Band durch ihre „Wüste“. Dabei verweigert man sich den Erwartungshaltungen von Publikum, Formatradio und Kritik: „Wir habe nicht damit geliebäugelt, ob es den Leuten wahnsinnig gefällt, oder ob es jeder Radiosender spielt oder das Journalisten sagen, das ist jetzt der große Wurf des Jahrhunderts. Sondern wir hatten einfach Bock drauf. Ich bin das weichgespülte - man muss es den Leuten Themen ganz vorsichtig servieren – einfach leid. Ich pfeif drauf“.

Musikalischer Werdegang

Birgit Denk, Durch die Wüste, CD, Wien
Birgit Denk

Die Einflüsse der Denk sind genauso buntgemischt wie die stilistischen Rahmen ihrer Alben. Sie ist bereits in ihrer musikbegeisterten Familie mit so unterschiedlichen Künstlern wie den Stones, Arik Brauer, Qualtinger und – ernsthaft – Roland Kaiser konfrontiert. Mit vier Jahren singt sie laut Sigi Marons „Leckts mi am Oarsch“, mit fünf schläft sie bei der Proletenpassion der „Schmetterlinge“ ein, mit acht hört sie ihr erstes Opus-Konzert und bei Friedensdemos mit den Eltern die EAV. Dieses Sammelsurium an musikalischen Eindrücken hinterlässt seine Spuren: „Ich bin damit groß geworden, dass Musik etwas leiwandes ist und dass man sie zum Leben braucht.“

Anstoß für ihre Gesangskarriere war allerdings ein musikalisches Defizit: am Bundesinistitut für Sozialpädagogik hatte sie Gitarrenunterricht bei Roland Neuwirth – und offenbar ihre liebe Not damit. „Neuwirth war ein ehrlicher Lehrer, er sagte mir: 'aus dir wird nie eine Gitarristin, aber du kannst singen'.“ Er redet so lange auf sie ein, sie solle es nach der Matura mit Singen versuchen, statt gleich als Sozialpädagogin zu arbeiten, bis sie im Bazar ein Inserat aufgab: „Sängerin sucht Kommerzband“. Sie wollte Geld verdienen, viel singen und professionelle Musiker kennenlernen.

Günter Brödl und Ostbahn-Kurti

Anfangs meldeten sich „komische alte Knacker, zwielichtige, schmierige Typen“ - doch dann melde sich die so gar nicht kommerzielle Grungeband „Hertz“, die händeringend eine Sängerin suchte. Die Band war auch damit einverstanden, dass Denk im Dialekt singen wollte. „Ich schrieb schlechte Dialekttexte und es kam mir alles sehr revolutionär vor.“

Einige Jahre später lernte sie Ostbahn-Kurti-Mastermind Günter Brödl kennen, als Hertz für Ostbahn-Kurti als Vorband spielte. Ein Jahr später rief „Brödi“ sie, wie es seine Art war, zu später Stunde an und sagte: „wir sitzen gerade im Studio und ein Lied für das neue Album ist zu kitschig.“ Denk sollte das Lied entkitschen, indem sie die Rap-Passage dafür schrieb. „Damals war mir nicht bewusst, was das für eine Ehre war, dass ich meinen eigenen Text verfassen durfte“ - Brödl schrieb die Texte für die Ostbahn-Kurti-Alben üblicherweise im Alleingang.

Birgit Denk, Durch die Wüste, CD, Wien
Birgit Denk

Nachdem ihnen das Leben das „wüde obagramt hot“, gründete sie 2000 die Band Denk und fand in sanfteren Tönen ihre musikalische Heimat. 2006 hat sie ihren Brotjob gekündigt und seitdem mit so unterschiedlichen Künstlern wie Roman Gregory von Alkbottle, Tini Kainrath, Gert Steinbächer von STS, mit Wolfgang Ambros und Zuccheros Tochter Alice Fornaciari gearbeitet.

2012 schrieb sie zusammen mit Bobby Slivovsky für Christl Stürmer das Lied „Wieda Wien“: „Christl wollte als Verbeugung vor ihren österreichischen Fans ein Dialektlied im Programm haben.“ Eine Ehrensache: sie habe der Stürmer einiges zu verdanken. Nachdem Universal Music mit ihr viel gutes Geld verdient habe, seien mehr österreichische Acts zu einem Vertrag gekommen. „Quasi hab ich meinen Plattenvertrag gekriegt, weil Stürmer Christl so viele CDs verkauft hat.“

Drei Scheiben sind bei Universal Music erschienen. Und das ist gut so. „Durch die Wüste“ kam bei Rohscheiben heraus und ist seit 13.06.2014 im Handel und Online erhältlich. Seither blüht es in der Wüste wieder.

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