
Der Soziologe Wolfgang Zechner war nie ein großer Fußballer. Seine Kickerkarriere beim SC Wieselburg musste er schon nach einem Jahr aufgeben: er litt an einer Gräserallergie. Das hielt ihn nicht davon ab, einen transportablen Fußballplatz zu entwickeln: dieser misst 4 mal 2 Meter, kann von einer einzelnen Person leicht transportiert und aufgebaut werden und macht einen Riesenspaß. Die Matches dauern je 3 Minuten, gespielt wird Eins gegen Eins.
„Das Spiel ist sehr bewegungsintensiv,“ sagt Zechner, „die SpielerInnen sind in einer permanenten Strafraumsituation, das Spiel ist enorm schnell und nach fünf Minuten beherrschen auch Neulinge das Spiel.“
Von der Scheiberlkiste zum Microsoccer

Auf die Idee, eine „Scheiberlkiste“ zu bauen, kam Zechner, als sein Sohn im gepflegten Garten der Großeltern Fußball spielen wollte. Der Opa war darüber nicht glücklich, also zimmerte Zechner aus einigen Brettern eine Spielfeldumrahmung. Einige Tage später entdeckte er in einem Supermarkt zwei Minitore, die zufällig perfekt in die Aussparungen des Microsoccerfeldes passten. Als der Nachbarsbub versehentlich den Ball mit der richtigen Größe über den Zaun schoss, war Prototyp fertig.
„Anfangs dachte ich daran, mit meiner Idee zu einem großen Getränkehersteller zu gehen, entschied mich aber dann doch dafür, das Spiel in Zusammenarbeit mit dem „Initiative Zukunft - Institut für Nachhaltigkeit“ herauszubringen. Wir nahmen am Ideenwettbewerb der „NÖ Dorferneuerung“ teil und gewannen 2010 einen Preis. Die Produktion der ersten 20 Spielfelder begann, gefertigt wurde in einem sozioökonomischen Betrieb, der Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Alle Materialien kommen aus der Region. Die Netze werden vom letzten Seiler Österreichs geknüpft.
Soziale Verantwortung
Einen Sommer lang tourte Zechner er mit der „Scheiberlkiste“ durch Niederösterreich. Inzwischen hat er zusammen mit Volxkino-Mitarbeiter Andreas Kous die Firma „microsoccer“ gegründet. Dem sozialen Grundgedanken sind die beiden treu geblieben: Sie bilden Jugendliche zu Coaches aus, die für den Aufbau des Spielfelds, die Betreuung des Events, Erklärung der Spielregeln und als Schiedsrichter zuständig sind. Angesprochen werden besonders Jugendliche, die ihre Ausbildung abgebrochen haben und ohne unmittelbaren Perspektiven dastehen – oftmals Jugendliche mit Migrationshintergrund. Bereits im ersten Jahr haben Zechner und Kous sieben Coaches ausgebildet.
Die Jugendlichen können sich so ein kleines Zubrot verdienen und dabei auch noch in diverse Berufe hineinschnuppern: bei TischlerInnen sie, wie man ein Spielfeld baut, von Multimedia- und GrafikspezialistInnen, wie man Flyer und Webseiten macht, von Eventprofis, wie man eine Veranstaltung organisiert und betreut. „Das taugt den Jugendlichen sehr. Sie erhalten praktische Einblicke in verschiedenste Berufe. Sie müssen Verantwortung übernehmen. Sie werden bei uns angestellt und von uns für ihre Arbeit bezahlt,“ sagt Zechner. „Manche finden durch die Verantwortung erstmals ihren Platz in der Gesellschaft.“
Microsoccer-Platz mieten
Es gibt bereits erste Gespräche mit Eventagenturen, die die ausgebildeten Microsoccer-Coaches längerfristig engagieren wollen. Das Microsoccer-Paket ist eine unkomplizierte, platzsparende und lustige Attraktion für alle möglichen Veranstaltungen, deshalb verwundert es nicht, dass es bereits Anfragen aus Italien und Deutschland gibt, den Minifußballplatz zu mieten. Ein Event samt Microsoccer-Platz und zwei Coaches für rund fünf Stunden kostet 360 Euro.