Thommy Ten
Porträt

Mentalisten am Mittagstisch

Sonntag, 9. März 2014
Ich fühlte mich durchschaut. Das Mentalisten-Duo Thommy Ten und Amélie van Toss saß an meinem Küchentisch, und ich fragte mich, ob sie Gedanken lesen können? Wissen sie, dass das Mittagessen vom bulgarischen Wirt „hausgemacht“ war? Dass nur das Wohnzimmer aufgeräumt war und es hinter der Schlafzimmertür eher wie nach einer Hausdurchsuchung aussah? Immerhin haben die Beiden im Jänner 2014 die Deutsche Meisterschaft der Mentalmagie gewonnen. Thommy Ten bereits zum zweiten Mal.
Thommy Ten, Amelie van Toss, Mentalisten, Mentalkunst, Deutsche Meister, Zauberer
Thommy Ten

Vor einem Publikum aus 1000 internationalen Zauberern verband er Amélie die Augen und bat die Zuschauer um Alltagsgegenstände. Thommy Ten erhielt Geldscheine, Kontaktlinsen, Handys, Laptops, Brillen, Ringe und sogar Beilagscheiben und einen Kolben aus einem Automotor. Er befühlte die Gegenstände und wie durch Zaubergedanken erkannte Amélie sie alle. Sogar die zaubernden Zuseher waren verblüfft. Kaum einer kann sich erklären, wie die Verbindung zwischen den beiden Gedankenkünstlern funktioniert.

Im Internet gibt es zahllose Anweisungen wie man Mentalist wird. Man soll die Mimik und Gestik seines Gegenübers genau lesen lernen, logische Schlüsse aus Sprache, Atemrhythmus, Stimmlage, Körperhaltung und Auftreten, Bewegung, Outfit und Accessoires treffen und anhand der Pupillengröße Gedanken lesen. Alles erlernbar oder doch Magie? Thommy Ten trat den Beweis an. Er bat mich um Geld. Ich gab es ihm und Amélie drehte sich weg. Mit dem Rücken zu ihr nahm er den Geldschein. Sie wusste sofort, dass es ein 10-Euro-Schein ist. Ich dachte mir, wahrscheinlich ist das der am meisten gebrauchte Schein. Thommy Ten fragte sie nach der Seriennummer des Geldscheins und sie „wusste“ alle elf Zahlen. Ich war verblüfft und sprachlos.

Sido ist begeistert

Thommy Ten, Amelie van Toss, Mentalisten, Mentalkunst, Deutsche Meister, Zauberer
eventfotos.net / Frank Goebel / Thommy Ten

Die Frage, ob beide Mentalisten eine faszinierende Verbindung haben, paranormale Kräfte wirken oder nur geniale Magier sind, hat auch den deutschen TV-Sender RTL interessiert. Sie beauftragten einen Notar, um Amélies Ohren genau zu untersuchen und zu überwachen. Er sollte feststellen, ob sie die von ihm mitgebrachten Gegenstände auf 50 Meter Entfernung erkennt. Für sie kein Problem: ein Leuchtstift, ein Taschenrechner und ein Nasenspray. Dabei zaubert sie erst seit einigen Jahren.

Eigentlich ist sie ausgebildete zeitgenössische Bühnentänzerin. Als Thommy Ten 2011 bei der Talenteshow „Die Große Chance“ auftrat, brauchte er eine Assistentin und jemand schlug Amélie vor. Die beiden verzauberten die Jury. Der Magier stellte ein Glas voller Jelly Beans und ein Flip Chart auf die Bühne. Jeder Jelly Bean stand für einen Kuss, den er erhalten hatte. Er forderte Zuschauer auf ihm spontan eine einstellige Zahl zu nennen, um die Anzahl der Jelly Beans im Glas zu eruieren. 1729 Küsse sollen es gewesen sein. Thommy Ten öffnete den Behälter und auf einer kleinen Karte stand genau die Zahl. Sogar der sonst eher strenge Juror Sido war begeistert von Thommy Tens Show.

Liebesgeschichte

Thommy Ten, Amelie van Toss, Mentalisten, Mentalkunst, Deutsche Meister, Zauberer
Chris Leistler

„Aber das Beste war, dass ich Amélie kennengelernt habe und die große Chance ergriffen habe“, sagt Thommy Ten. Seither treten sie gemeinsam auf und Amélie wurde zur einzigen österreichischen Profimentalistin. „Mein Job ist es, kreativ zu sein, an der Bühnenfigur zu arbeiten und die Leute zu unterhalten“, sagt sie. „Anfangs war ich mir gar nicht sicher ob ich Leute verblüffen kann. Jetzt macht es mir großen Spaß, die staunenden Gesichter zu sehen.“

Für Thommy Ten liegt die Faszination Mentalist zu sein, darin, in einer Welt, wo man sich schon viel erklären kann, Menschen etwas zu zeigen, das sie erstaunt und grübeln lässt. „Das Glitzern in den Augen der Zuseher und dass selbst Erwachsene in Anzügen wieder zu Kindern werden,“ sagt er.

Harry Potter

Factbox

Momentan bereiten sie sich auf ihr größtes Projekt vor. Ab Mitte April spielen sie für 300 Shows im Illusionarium in Miami zwei mal täglich eine Show, gemeinsam mit den fünf besten Magier aus der ganzen Welt.

Letzter Österreichtermin ist am 15. März in Altlengbach im Seminarhotel Steinberger um 19.00 Uhr.

Zum Nachzaubern:
Buch: Thommy Ten, „Zauberkunst“ im Shop der Komischen Künste im MQ.

Dabei waren seine ersten Auftritte in der Volksschule nicht erfolgreich. „Die Tricks aus den Zauberkästen kannte schon jeder“, sagt Thommy Ten. Er besorgte sich Bücher, DVDs und übte viel. Mit zehn Jahren war er das jüngste und zehnte Mitglied des Vereins „Magische Zehn“ - daher sein Name - und gewann kurz darauf die österreichischen Zaubermeisterschaften. Er spielte auf der Bühne Szenen aus Harry Potter nach. Beim Spiel Quidditch, ließ er Besen fliegen und den „Goldenen Schnatz“ fangen. Seither ist er ein fixes Mitglied des Geheimbundes der Zauberer und hält sich an den Ehrenkodex niemals Tricks zu verraten.

Auch Amélie und Thommy Ten verraten mir ihren Trick nicht. „Wir spüren uns gut“, sagt sie. Sicher eine gute Voraussetzung für eine funktionierende Beziehung, denn die beiden sind auch privat ein Paar. Aber wenn Thommy Ten einkaufen geht, schickt sie ihm die Einkaufsliste nicht per Gedanken, sondern lieber per SMS.

Share this content.