Tonfabrik
Tonfabrik , by Stefan Pattis
Festival

Festival des politischen Liedes

Samstag, 23. Juni 2018
Soundtrack für politischen Widerstand

Die Orte um den Attersee sind ja bekanntlich ziemlich kaiser- und künstlerlastig. Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Sisi, adelige Sommerfrischegäste und Künstler_innen urlaubten hier, empfingen hochrangige Gäste und fuhren über den See.

Kaiser Franz Joseph hätte wohl über die Musikant_innen, die im Europacamp beim Festival des politisches Lieder singen, nicht gesagt „es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.“ Die Texte der 13 Bands und dem einen Chor aus Österreich, Deutschland und den USA handeln nämlich von Widerstand gegen autoritäre Systeme.

Das Publikum isst Chili con carne aus Eisbechern, trinkt Soli-Cuba-Libre aus Plastikbechern, kauft antifaschistisches Merchandise und trägt die politische Überzeugung auf der Brust: Che Guevara, Kombinat, Antibasti, „Everyone can be pussy riot“, „Old School“ (Marx, Engels, Lenin).
Aufgespielt wird im „Richard Bernaschek“-Saal. Benannt nach dem Widerstandskämpfer, den die Nationalsozialisten in Mauthausen in den letzten Kriegstagen ermordeten. Die Festivalveranstalter_innen, KV-Willy, heißen nach der NS-Widerstandsgruppe „Willy“. Diese hatten während des Zweiten Weltkrieges Nationalsozialisten gestellt und den Alliierten übergeben und waren an der Rettung der NS-Raubkunst im Altausseer Stollen beteiligt.

Kultureller Krafttank

Die Ausrichtung des Festival wandelte sich vom „kulturellen Linken-Treffpunkt“ ab dem Jahr 2000 – während der schwarz-blauen Regierung – zum „kulturellen Krafttank.“ Dass soll es auch 2018 wieder sein – angesichts der türkisblauen Regierung. Gespielt wird in allen Genres. Gesungen wird gegen Entdemokratisierung, Frauenfeindlichkeit, Sexismus, Homophobie, Fremdenfeindlichkeit und Kapitalismuseuphorie.

Die Punkband aus dem „schwarzen Königreich“ Niederösterreich, Zsa Zsa Gabor‘s verstecken ihre Botschaften nicht in verkorksten Texten, sondern schreien ihre Gesellschaftskritik klar und deutlich heraus. Die „Tonfabrik“ aus der Stahlstadt Linz nennt ihr neues Album mit dem „Fake Titel“ „wohlerzogen.“ Ihre Gitarrenriffs und Texte sind plank poliert wie Stahl: „Nieder mit dem rechten Pack.“ Der im Februar 2014 von sieben „Jungproleten“ in Rostock gegründete Chor „Roter Hering“ singt Arbeiter_innenlieder, stiftet zum Nachmachen und zum antifaschistischen Handel an.

Ziel des Festivals ist die Welt mit ihrer Musik in Bewegung zu setzen und den Soundtrack zum Widerstand gegen den zunehmenden Faschismus zu liefern.

Share this content.

Share this content.

0 Shares

Weitere Artikel