Oh, mein wunderbares Katar

Sie werden doch nicht womöglich glauben, dass all die sportlichen Weltverbände skrupellos, käuflich, bestechlich, korrupt, kriminell, schamlos oder gar unverschämt sind. Wo denken Sie bloß hin?

Schwimmen 2014.
Handball 2015.
Boxen 2015.
Rad 2016.
Turnen 2018.
Leichtathletik 2019.
Fußball 2022.

Das ist nicht der vollständige Terminkalender laufender und bevorstehender Sport-Events, aber zumindest die Liste all jener Weltmeisterschaften, die in Katar stattfinden. Und das ist eine ganz tolle Sache für dieses wundervolle Land.

Katar ist riesengroß – flächenmäßig etwa dreißig Mal so groß wie Wien, nur ein paar Quadratmeter kleiner als Oberösterreich. Ganz Österreich ist nicht einmal acht Mal so groß!

2,15 Millionen Menschen leben in Katar. In Worten: deutlich mehr als zwei Millionen! Das sind um fast 100.000 mehr als etwa im gewaltigen Slowenien!

Der Scheich hat noch eine große Zukunft vor sich. Tamim bin Hamad Al Thani ist noch nicht einmal 35 und schon sehr weise. Die unhaltbaren, bösartigen, aber letztendlich unbedeutenden Gerüchte, wonach die Fußball-WM und womöglich noch andere Sportveranstaltungen von seinem Vater oder ihm selbst gekauft worden sein sollen, ignoriert er nicht einmal.

Die niederträchtigen Unterstellungen, wonach bei der aktuellen Handball-WM die Schiedsrichter bestochen worden sein sollen, lassen ihn völlig kalt, weil er sowieso eine Weltauswahl mit ideellen Anreizen davon überzeugt hat, für sein geliebtes Katar anzutreten. So musste er für die Einbürgerung des Tormannes nicht einmal 700.000 Dollar hinlegen.

Das ehrwürdige Mitglied des Internationalen Olympisches Comités ist eben ein Mann von Welt. Und seine Handball-Mannschaft hat sogar das Team der Sport-Giganten Österreich und Deutschland aus der WM geschmissen. Auch dank hervorragender Schiedsrichterleistungen, das muss man jetzt einmal ganz objektiv sagen! Nix Bestechung – was glauben Sie denn? Dazu ist der Emir viel zu ehrlich und integer.

Und die österreichischen Spieler? Nachdem der Scheich ja gar nicht weiß, dass es in ganz Wien keine vernünftige Sporthalle gibt, ist er auch nicht auf die Idee gekommen, den Österreichern ein entsprechendes Angebot zu machen.

Doch Wien sollte sich ein Beispiel nehmen: Der große Landesfürst aus Katar beweist täglich, was mit Mut, Weitblick, Ehrgeiz, Intelligenz, Charme und einem kleinen bisserl Erdgas alles machbar ist. All diese wundervollen Sportereignisse hat der unvergleichlich bescheidene Mann nur um ein paar Milliarden Dollar an Land gezogen. Und dazu gleich großartige Stadien und eine wahrlich beispielgebende Infrastruktur in die Wüste gezaubert. In aller Schlichtheit, versteht sich: So ist das Sports Center Aspire Zone nicht einmal ganz so groß wie die Wiener Innenstadt.

Aus all diesen überzeugenden Gründen wird der Emir selbst die infame Verschwörungstheorie, wonach er auch Journalisten bestochen haben könnte, locker wegstecken. Falls Sie Arabisch lesen können, erfahren sie zu diesem Thema demnächst mehr. Vorausgesetzt Sie haben die "Doha Post" abonniert, denn für die schreib' ich ab morgen rein zufällig...