Superheldinnen
Superheldinnen, by Volkstheater Wien
Volx Margareten

Superheldinnen

Donnerstag, 9. März 2017
Superheldinnen in Margareten

Frau Ruth ist begeistert. Die Concierge des VOLX Margareten hält die Schauspielerin Nadine Quittner am Weg aus dem Theater auf. Sie muss ihr unbedingt noch sagen, dass die Resonanz auf das Stück „Superheldinnen“ und die schauspielerische Leistung der drei Frauen unglaublich großartig war. Nadine freut sich und will eigentlich gehen, wären da nicht zwei Zuschauerinnen gewesen, die ihr unbedingt noch etwas sagen mussten. Eine der Theaterbesucherinnen war Haldis Scheicher Republik Reinprechtsdorf. Jemand hatte ihr erzählt, dass in dem Stück, die von ihr gegründete Bücherschank am Siebenbrunnenplatz erwähnt würde. Allerdings würde nicht sie als Gründerin genannt, sondern der Vater der Straßenzeitung Augustin: Robert Sommer – so das Gerücht. Doch bevor Haldis voreilige Schlüsse ziehen würde, beschloss sie sich das Theaterstück anzusehen. Das Gerücht blieb ein Gerücht. Sich das Stück anzusehen, stellte sich allerdings als gute Entscheidung heraus.

Die Autorin Barbi Marković legte mit ihrem 2016 erschienen Großstadtroman „Superheldinnen“ laut Falter den hoffnungslosesten Roman und das traurigste Happy End der Saison vor. Sie hatte am Siebenbrunnenplatz in Margareten recherchiert. Marković sagt darüber: „Das war eine extreme Überwindung. Wenn man sich auf einen Platz hinstellt und alles abschreibt, fällt man auf – zumindest nach ein paar Stunden. Wenn ich vor einem Laden abschreibe und zwischen mir und dem Verkäufer nur die Scheibe ist und ich ihm quasi ins Gesicht schreibe, dann werde ich schon zur Rede gestellt, was ich da mache. Und dann steht man vor der Schwierigkeit, das zu erklären. (lacht) Ich habe immer gesagt: 'Das ist Kunst, ich arbeite für ein Projekt.' Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus – manche wollten das Magistrat anrufen, forderten mich auf, aufzuhören. Manche wollten mir helfen.“

Am Siebenbrunnenplatz sah sie den Brunnen, auf dem immer noch das Konterfei des antisemitischen Bürgermeisters Karl Lueger prangt, hat die Glücksversprechen für zukünftige Abteilungsleiter in der Delikatessenabteilung des Supermarktes gelesen, die finanzielle Sicherheit durch die richtige Anlageform einer Bank gesehen und auch, dass man am Weg zur Findung des Lebensziels einen Umweg über Niederösterreich machen könnte: hier gäbe es 68 Ausflugsziele. Und um Ziele geht es auch im Buch und im Stück. Drei Frauen, aus Belgrad und Sarajevo suchen im Wiener Vorort ihr Lebensziel: „zufriedene Optimistinnen“ des Mittelstandes zu sein.

Jede Woche treffen sie sich im verrauchten Eissalon „Sette Fontane“, um über einen ihrer Gelegenheitsjobs zu beraten, das Schreiben einer Kolumne in einer Zeitschrift für Astrologie. Dabei helfen ihnen ihre Superheldinnenkräfte: sie können Personen einen „Blitz des Schicksals“ schicken oder durch „Auslöschung“ eines Menschen die Welt vermeintlich besser machen. Bis zu einem bestimmten Tag, hatten sie jedoch nie über sich selbst gesprochen, das ändert sich, als eine der Protagonistinnen nach Berlin auswandern will und von den beiden anderen einen „Blitz des Schicksals“ verlangt. Von da an wird es persönlich. Die Biographien der drei Frauen werden ausgewalzt, darübergefahren und schließlich der Wunsch, der Mittelschicht anzugehören formuliert.

105 Minuten lang hängen die Zuschauer_innen den Schauspielerinnen an den Lippen, betroffen von den Worten, nur um Sekunden später durch einen kleinen Scherz erheitert auf den nächsten verbalen Seitenhieb zu warten. Das „Superheldinnen-Team“: Regisseurin Bérénice Hebenstreit, die Dramaturgin Andrea Zaiser und die drei Schauspielerinnen Nadine Quittner, Katharina Klar, Seyneb Saleh haben den Roman von Barbi Marković superheldinnenmäßig auf die Bühne gestellt.

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