Alexandra Gruber
Läden

Shoppen gemeinsam zu Haus

Montag, 16. Dezember 2013
Zwei Designerinnen führen in Privatwohnungen Partygästen ihre Kollektionen vor. Das Konzept kennt man von Tupperware-Partys, nur lautet das Motto: Mode statt Plastikgeschirr.

Alex probiert ein schwarzes Sweater-Minikleid. Sie dreht sich im Kreis und sammelt Komplimente. „Das steht dir super“, sagt Li und knappert an einem Soletti-Stangerl. „Wow“, schreit Julia, während sie auf dem Sofa lümmelt. „Sieht edel aus“, stellt Sandra fest und schenkt sich Rotwein nach. Alex strahlt und kauft das coole Teil direkt bei der Designerin.

Acht kompetente Meinungen beim Kleider-Shoppen. Niemand, der gelangweilt vor der Umkleidekabine warten muss. Keine Schlange vor der Kassa.
Ursula Lidy und Elisabeth Mayer sind die Hände und Köpfe hinter der 'mobilen Boutique'. Die beiden jungen Frauen schleppen Säckeweise selbstentworfene und selbstgenähte Kleidung, eine Vorführpuppe und einen Kleiderständer in die Wohnung und führen ihre Kollektionen der Gastgeberin und den Partygästen vor. Anschließend kann probiert, gekauft oder ein Modell in einer anderen Farbe oder Größe bestellt werden.

Mobile Boutique, Elisabeth Mayer
Alexandra Gruber

Erst Anfang Dezember starteten die beiden Jungdesignerinnen ihre 'mobilen Boutique'. Die Idee ist nicht ganz neu, erinnert sie doch frappant an diese altbacken wirkenden Tupperware-Partys aus längst vergangenen Kindheitstagen. Omas, Tanten und Nachbarinnen kamen ins Haus, aßen, tranken und kauften Plastikgeschirr. An besagtem Montag Abend ist es so ähnlich. Nur cooler. Mode statt Behältern zum Einfrieren, Bier statt Kaffee.

„Modemärkte sind in Wien mittlerweile schon inflationär. Daher haben Elisabeth und ich überlegt, zu den Kundinnen ins Haus zu kommen“, sagt Lidy. Von Dienstag bis Samstag verkauft sie in ihrer Boutique in der Kettenbrückengasse ihre Lu-Design-Mode, während Mayer in einem Arbeitszimmer in Stockerau werkt und ihre Produkte zusätzlich über eine Online-Seite vertreibt. Vor zwei Jahren hat die Niederösterreicherin ihr Label ThatsWhatSheSaid in Berlin gegründet. Anfang 2012 ist sie wieder nach Österreich zurückgekommen. „In Berlin ist es schwierig. Der Markt ist dort so übersättigt mit Mode beziehungsweise Kreativen generell, dass es kaum jemanden interessiert, was du machst“, sagt Mayer.

Factbox

Buchungszeiten der 'mobilen Boutique': Montag ganztägig & Samstag ab 17.00 Uhr

Näherei Apfel:
Kettenbrückengasse 8
1040 Wien

Neben ihrer Kollektion verkauft Lidy in ihrer Boutique Apfelprodukte der Firma Leeb aus dem burgenländischen Seewinkel.

Die beiden stehen für schlichte Schnittführung. „Es soll ein besonders Kleidungsstück sein, aber trotzdem im Alltag tragbar“, sagt Lidy. „Ich sehe das genauso“, pflichtet Mayer bei.
Lidy gibt zusätzlich noch zweimal pro Woche einen Nähkurs in ihrem Laden. „Das wird sehr gut angenommen“. Sie glaubt, dass es einen Do-it-yourself-Trend gibt. „Die Menschen wollen wieder etwas in der Hand haben, das sie selbst geschaffen haben“. Außerdem würden die Leute beim Nähen merken, wie aufwendig die Arbeit ist. „Ihnen wird bewusst, wie lange man bei nur einem Stück an der Maschine sitzt und warum ein T-Shirt dann eben mehr kostet als fünf Euro.“

Der Abend war ein Erfolg. Die Designerinnen konnten mehrere Kleidungsstücke verkaufen. Ein paar der geladenen Frauen freuten sich über ihr neuerworbenes Einzelstück. Der Rest ging zumindest mit einem kleinen Schwips nach Hause.

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