Arno Ebner
Buchbranche

Publishing-Stammtische zum Netzwerk- und Ideen spinnen

Dienstag, 20. Januar 2015
Pub 'n' Pub, ein lokales Publisher-Treffen, soll Menschen, die mit Büchern zu tun haben, lokal stärker vernetzen. Das erfolgreiche Konzept aus Berlin wird seit Herbst 2014 von ein paar engagierten Verlagsmitarbeitern auch in Wien umgesetzt.
Pup n pub in Wien
Arno Ebner

„Eine Branche darf nicht aufgrund einer Bedrohung erstarren. Beim zweiten Treffen wird es daher darum gehen, was die Buchbranche gegen Amazon unternehmen und wie sie zu neuem Selbstbewusstsein finden kann“, sagt Pub 'n' Pub-Mitinitiator Johannes Kößler zuversichtlich. „Aber wir wollen nicht jammern, sondern uns gegenseitig inspirieren und Lösungen finden,“ ergänzt seine Pub 'n' Pub-Kollegin Brigitte Kaserer.

Wenn im schummrigen und rot beleuchtetem Tanzcafé Jenseits nahe der Mariahilfer Straße Buchhändler, Verlagsleute und Autoren an einem Donnerstagabend gemeinsam darüber nachdenken und diskutieren, wie man mit der Vormachtstellung des Onlineriesen Amazon am besten umgeht, dann nennt man das Pub 'n' Pub, also Publishers in Pubs. Vertreter der heimischen Buchbranche werden am 29. Jänner knapp eine Stunde lang über das Thema „Wir leben nicht am Amazonas, wir leben das Buch“ referieren und diskutieren. „Einkaufen ist eine bewusste Entscheidung. Ich gestalte damit mein Grätzel und entscheide mit, wo meine Steuern hingehen,“ sagt Kößler. Was er damit meint, ist klar: Wer in einer lebendigen Nachbarschaft mit vielen kleinen Läden leben will, sollte lokal einkaufen.

Pub 'n' Pub gibt es bisher in zwölf Städten

Nach dem heiklen Thema wird ein DJ den restlichen Abend für Feierabend-Stimmung sorgen. Durch die lockere Atmosphäre der Publisher-Treffen und das Open end der Veranstaltungen soll das Netzwerken und der kreative Austausch leichter fallen. In Berlin, wo Pub 'n' Pub erfunden wurde, funktioniert dieses Konzept schon seit ein paar Jahren sehr gut. Der Blogger Leander Wattig hat die Publishing-Stammtischreihe 2011 ins Leben gerufen und kann sich mittlerweile über Nachahmer in zwölf Städten und fünf Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, USA) freuen. Sein erklärtes Ziel ist es, Menschen, die mit Büchern zu tun haben, lokal stärker zu vernetzen.

Bücher und Musik

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Alexandra Gruber
Die Pub 'n' Pub-Organisatoren

Seit Herbst wird Pub 'n' Pub von drei jungen Verlagsmitarbeitern in Wien organisiert. Brigitte Kaserer (Zsolnay, Deuticke), Anita Luttenberger (Braumüller) und Johannes Kößler (Goldegg) kümmern sich bereits zum zweiten Mal ehrenamtlich um das Netzwerk-Treffen rund ums Buch. Am 22. Oktober letzten Jahres starteten sie im Café phil in der Gumpendorferstraße mit dem Thema Der Sprung ins Netz. „Da sind gleich beim ersten Mal über hundert Personen gekommen, das hat uns total gefreut“, sagt Kaserer.
Wie bei Pub 'n' Pub üblich, gab es zuerst einen kurzen Vortrag und anschließend eine moderierte Diskussion über das Thema des Abends. Im Anschluss spielten die bekannten Musiker Ernst Molden und Alfred Goubran für das buchaffine Publikum.

Alle zwei bis drei Monate Pub 'n' Pub in Wien

Factbox

Das Pub 'n' Pub findet diesmal im Tanzcafé *Jenseits* statt. Ort: Nelkengasse 3, 1060 Wien. Zeit: Donnerstag, 29.01.2014 um19.00 Uhr Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind willkommen.

Kaserer, Luttenberger und Kößler sind hochmotiviert und planen alle zwei bis drei Monate ein Pub 'n' Pub in Wien. Die Veranstaltungsorte werden jedes Mal wechseln, genauso wie das Thema und der musikalische Teil des Abends. „Man muss nicht unbedingt in der Buchbranche arbeiten, es kann auch jeder kommen, der sich für Bücher interessiert. Wir schließen niemanden aus,“ sagt Luttenberger. Einbringen kann man sich auch abseits der Treffen. „Wer eine Idee für ein Thema hat, kann uns das gerne schreiben“, fügt sie hinzu.

Pub 'n' Pub ist in jeder Hinsicht als zwanglose Veranstaltung gedacht. Niemand braucht zu- oder absagen, jeder zahlt für sich selber. „Es geht um gute Kontakte zwischen den Verlagen,“ sagt Kößler. „Bei Pub 'n' Pub sollen alle miteinander reden und voneinander lernen. Konkurrenz ist man die restliche Zeit eh genug.“

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