Silke Ruprechtsberger
Rezension

Mörderisches Schönbrunn

Mittwoch, 19. November 2014
13 Autorinnen und Autoren haben sich für die neue „Tatort“-Krimianthologie des Falter-Verlages nach Schönbrunn begeben. Das Palmenhaus und der Tiergarten werden dabei ebenso zum Tummelplatz des Bösen wie der barocke Schlosspark und die Gloriette.

Als Edith Kneifl, Autorin und Herausgeberin der Krimianthologien des Falter-Verlages, für ihren neuen Krimi „Die Tote von Schönbrunn“ recherchierte, kam ihr die Idee, die ehemalige kaiserliche Sommerresidenz auch für den Band 8 der Falter-Reihe „Tatort“ zum Tummelplatz des Bösen zu machen. Ihre Erwartung, die Morde würden Sissy, Franz Josef und Co. in Atem halten, erfüllten sich freilich nicht: Die AutorInnen blieben vielmehr durchwegs im Hier und Jetzt. Und sie verlegten ihre Tatorte in den Keller und auf den Dachboden, in den Irrgarten und in die Stallungen, in die Gloriette und natürlich auch in den Tiergarten.

Da kämpft Nora Miedlers Ich-Erzähler laut Eigenbezeichnung „dieser eine, der aber wirklich immer das Bummerl hat“, mit den Problemen, die es gelegentlich mit sich bringt, wenn einem die eigene Mutter versehentlich ins Messer läuft. Nora Miedler ist übrigens nicht nur als Autorin, sondern auch als Schauspielerin Krimi-erfahren: Immerhin spielte sie einmal eine Leiche im „Kommissar Rex“.

Gesucht: Jorinde und Joringel

Franz Zellers Protagonist wiederum ist Tierpfleger im Wüstenhaus. Seit ihm vor fünf Jahren die madagassischen Spinnenschildkröten „Jorinde und Joringel“ entlaufen sind, leidet er an einem Trauma („mein Leben hatte sich in einen nervösen Alarmzustand verwandelt“), das ihn dann und wann etwas grob mit verdächtigen Besuchern umgehen lässt. Den zweiwöchigen Zwangsurlaub nach einer solchen Attacke übersteht er nur dank der Tierpickerl aus dem Supermarkt.

„Ein Mann von Ehre…“ hingegen ist Rittmeister Györy im gleichnamigen Kurzkrimi von Jaqueline Gillespie – und landet dennoch „komatös“ im Irrgarten des Schlosses…
Insgesamt 13 Krimi-Miniaturen machen den literarischen Spaziergang auf den verschlungenen Wegen in und um Schönbrunn zum mörderischen Vergnügen. Wer sich zur Lektüre allerdings einen Kaffee im „Café Gloriette“ gönnt, der sollte vorsichtig sein: Auf dem Schlagobers könnten Blutstropfen sein…

Tatort Schönbrunn – 13 Kriminalgeschichten aus Wien
herausgegeben von Edith Kneifl
Erschienen im Falter Verlag, Oktober 2014. Gebunden, 272 Seiten.
Preis: € 22,90
Bestellen auf www.falter.at

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