Michael Buchinger
YouTube-Star

„Mehr als eine Million Menschen wissen, wie mein Kinderzimmer aussieht“

Mittwoch, 1. Oktober 2014
Der 21-jährige Englisch-Student Michael Buchinger hat fast 34.000 Abonnenten auf seinem YouTube-Kanal „gretlproductions“. Wie er das geschafft hat, erzählt er im Interview mit dieZeitschrift.
Michael Buchinger, Youtube
Michael Buchinger

Wie hast du so viele YouTube-Abonnenten bekommen?

Ich glaube, es liegt an der Regelmäßigkeit. Ich habe drei Jahre lang immer nur alle zwei Monate ein Video online gestellt. Seit einem Jahr mache ich das wöchentlich. Seitdem steigt die Abonnentenzahl. Die Leute wissen, dass jeden Freitag um 16:00 ein neues Video auf meinem Kanal online geht.

Seit wann bist du auf YouTube?

Seit ich 16 bin. Also fünf Jahre. 2009 habe ich meinen Kanal gestartet.

Was sind deine Schwerpunkte bei deinem Content?

Witzige Alltagsgeschichten, Dinge, die jeder kennt. Ich versuche bewusst, mich von sehr tiefgründigen Themen fernzuhalten. Ich versuche, oberflächlich und amüsant zu bleiben. Es geht um Jugendphänomene wie Social Media. Aber auch Do it yourself, Kochen, Basteln.

Wer ist deine Zielgruppe?

Meine Zielgruppe ist statistisch gesehen ungefähr 16 bis 22 Jahre alt. 70 Prozent davon sind weiblich, ungefähr die Hälfte sind aus Österreich, der Rest aus Deutschland und der Schweiz.

Geld verdienen mit YouTube

Womit konntest du deinen Abonnentenkreis so erweitern?

Es waren ein paar virale Hits dabei. Videos, die sehr schnell an Aufmerksamkeit gewonnen haben. Ich habe 2010 ein Video mit dem Titel „Was wäre, wenn Facebook das reale Leben wäre?“ gedreht. Das habe ich bei einem Wettbewerb eingereicht. Das Video stellte ich online, als der Film „The Social Network“ in die Kinos gekommen ist. Zu dem Zeitpunkt war Facebook gerade ein sehr heiß umstrittenes Thema. Ich habe dieses sarkastische Video gemacht und die Facebook-Gesellschaft parodiert. Damit habe ich bei diesem Wettbewerb den zweiten Platz erreicht. Mein Video hat dadurch ein bisschen mediale Aufmerksamkeit bekommen. Ich glaube, das war der Grund, warum das so eingeschlagen hat. Da hab ich gesehen, dass man auf YouTube mehr erreichen kann als 50 Abonnenten. Und ich habe gelernt: Wenn man mehr auf aktuelle Themen eingeht, kommen auch mehr Zuseher. Sei April 2013 betreibe ich meinen Kanal mit einem Konzept, ich habe mir Formate überlegt. Seit März 2013 kann man in Österreich YouTube-Partner werden.

Was ist ein YouTube-Partner?

Du kannst Werbung einblenden. Je mehr Leute sich ein Video von mir anschauen und je nachdem, wie lange sie dran bleiben, kriege ich Geld.

Kannst du bereits davon leben?

Nein, es ist nur ein Nebeneinkommen. Der Betrag variiert auch von Monat zu Monat.

Fünf-Minuten-Videos

Du machst eher kurze Videos?

Genau, ich mache meistens Fünf-Minuten-Videos. Ich schaue mir auch selber lieber kürzere Videos an.

Ist es dein Traum, von deinen Videos zu leben?

Ja, schon. Wobei ich glaube, dass man da sehr viel Zeit investieren muss. Die Leute, die wirklich erfolgreich sind, machen jeden Tag ein Video. Oder drei, vier pro Woche. Man muss sich sehr viel Zeit nehmen und überlegen, was die Leute sehen wollen.

Wieviel Zeit brauchst du für ein Video im Durchschnitt?

Ich filme eine halbe bis Dreiviertelstunde. Das Schneiden dauert am längsten, bis zu zwei, drei Stunden. Manchmal mache ich Rollenspiele. Da verkörpere ich mehrere Charaktere und füge Spezialeffekte ein. Das nimmt dann mehr Zeit in Anspruch, pro Video in etwa drei bis vier Stunden.

Welches Equipment verwendest Du?

Eine Spiegelreflexkamera mit Videofunktion, die Canon 500D. Dann habe ich eine Softbox für das Licht, damit kann ich auch in der Nacht drehen. Zum Schneiden verwende ich die Software Final Cut Pro. Die kostet zwar Geld, man kann damit aber sehr schnell und professionell arbeiten.

Zugriffszahl vervierfacht

Deine Themen auf YouTube sind Satire und Humor?

Genau. Mir ist aufgefallen, dass ich eigentlich hauptsächlich über mich selber rede. Aber ich hatte da keine bestimmte Strategie. Es wundert mich selbst, dass die Leute so auf das anspringen.

Wie heißt dein am häufigsten geklicktesVideo?

„Wenn Facebook das reale Leben wäre“ hatte über eine Million Klicks. Aber ich denke nicht so viel über Zahlen nach. Immerhin gibt es irrsinnig viel Leute, die wissen, wie mein Kinderzimmer ausschaut.

Steigen deine Abonnenten-Zahlen noch immer?

Ja, vor allem in letzter Zeit. Seit neuestem gibt es ein Multichannel-Netzwerk. Die haben verschiedene Kanäle unter Vertrag und gehören der Sat1/Pro7-Gruppe. Seit 1. April 2014 bin ich dabei, und seitdem haben sich meine Zugriffe vervierfacht.

Google und Facebook vertragen sich nicht

Hast du Tipps für Leute, die bei YouTube anfangen möchten?

Ja. Man sollte nicht Trends nachlaufen, sondern die eigenen Sachen machen. Viele schreiben mir, dass ich sehr authentisch wirke. Und man soll sich nicht gleich die Welt erwarten. Viele Leute fangen mit zwei, drei Videos an, und wenn die nicht sofort x-mal angeschaut werden, hören sie wieder auf. Aber so funktionieren die wenigsten Dinge. Man muss dran bleiben. Und es sollte Spaß machen. Ich habe das drei, vier Jahre ohne Werbung, also ohne Bezahlung gemacht und auch nicht aufgehört. Und man muss natürlich eigene Inhalte haben und auf das Copyright achten.

Auf welchen anderen Social Media-Kanälen bist du noch unterwegs?

Facebook ist sehr wichtig. Dort habe ich 22.000 Fans. Da poste ich immer einen Screenshot von meinem neuesten Video. Das Video sollte man nicht posten, das wird nicht so oft angezeigt. Mit einem Foto und einem Link zum Video sehen das Posting mehr Leute. Der Grund ist, dass YouTube zu Google gehört, und Google und Facebook vertragen sich nicht. Dann bin ich noch auf Twitter und Instagram und bei einer YouTube-Gruppe auf Google plus.

www.youtube.com/user/gretlproductions

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