HVH/M. Neubauer
Neue Online-Zeitung

Helden müssen nicht super sein

Freitag, 30. Januar 2015
Das Team des neuen Wiener Online-Magazins *Helden von heute* porträtiert Menschen abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit.
Florian Schauer-Bieche, Helden von heute
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Helden-Chefredakteuer Florian Schauer-Bieche

„Wir wollen denen eine Plattform bieten, die sonst nicht vor dem Vorhang stehen“, erklärt Florian Schauer-Bieche. Er ist Chefredakteur des noch jungen Online-Magazins Helden von heute, das der 27-jährige im Herbst letzten Jahres zusammen mit Freunden gegründet hat. Inzwischen ist das Team auf zehn Ehrenamtliche angewachsen, die mit viel Engagement zweimal pro Woche jeweils ein ausführliches Porträt über einen „Helden des Alltags“ veröffentlichen.

Wobei der Heldenbegriff sehr großzügig verwendet wird. „Ich rede nicht von Superhelden. Der Mensch, um den es in einer Geschichte geht, soll einfach authentisch sein“, sagt Schauer-Bieche, der hauptberuflich als selbstständiger PR-Berater und Texter arbeitet. Ob jemand prominent ist oder nicht ist ihm egal. „Uns interessiert nicht, was eine Person macht, sondern, warum sie es macht.“ Der Name des Magazins ist von Falcos gleichnamigem Song abgekupfert. „Ich bin ein riesiger Falco-Fan.“

„Wir wollen jedem eine Stimme geben“

Die Helden von heute-Stories sind so bunt und unterschiedlich wie das Leben selbst. Da geht es zum Beispiel um die junge Frau, die nie einen Mädchenberuf ergreifen wollte und mal als Soldatin jobbte, mal als Detektivin. Schließlich wurde aus ihr eine zufriedene Trafikantin. Eine andere Geschichte handelt von einem Mann, der den ganzen Tag mit seinen zwei Hunden auf der Mariahilfer Straße sitzt und in einem Trailerpark wohnt. „Wir wollen jedem eine Stimme geben. Jeder Mensch ist bedeutsam“, erklärt der Chefredakteur.

Was bei Helden von heute besonders auffällt: Die Artikel sind für Webreportagen sehr lang, die ausgiebigen Fotostrecken von hervorragender Qualität. „Drei meiner Kollegen sind Profi-Fotografen“, sagt Schauer-Bieche stolz. Verdient wird mit der Seite derzeit noch nichts. „Bannerwerbung möchten wir nicht verkaufen. Aber an Investoren sind wir grundsätzlich interessiert.“ Doch zuerst komme die Arbeit, ans Geld denke man später.

Zwanzig Arbeitsstunden pro Artikel

Marc Haller
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Kabarettist Marc Haller, einer der Helden

Für einen Artikel werden zum Teil bis zu zwanzig Arbeitsstunden aufgewendet. „Wir treffen die Leute, über die wir schreiben persönlich und nehmen uns für die Gespräche mehrere Stunden Zeit. Der Fotograf begleitet den Schreiber oder macht sich einen speziellen Foto-Termin aus“, erzählt der Kärntner.

Danach wird das Interview transkribiert und der Artikel verfasst. Im Anschluss daran wird die Geschichte dem Porträtierten zum gegenlesen geschickt. „Das ist unser Feedback-Prinzip. Jeder Interviewte soll den Beitrag vor Veröffentlichung noch einmal sehen.“

Anregungen und Tipps für Porträts würden seit dem Start nur so hereintrudeln. „Die Leute empfehlen uns Bekannte oder die Bekannten von Bekannten. Wir bemühen uns auch, jeden unmittelbar persönlich zu kontaktieren.“

Traum Printausgabe

Schauer-Bieche ist selbst überrascht über das große Interesse an dem Projekt: „Nach ein paar Wochen hatten wir schon 3000 User auf der Seite. Zur Release-Party am 9. Jänner sind um die 150 bis 200 Menschen gekommen, auch Leute, die zufällig davon gehört haben. An diesem Abend haben wir noch die 1000-Likes-Marke bei Facebook geknackt. Wir waren selbst überrascht über die gute Resonanz.“

Der junge Mann träumt von einer Printausgabe von Helden von heute, zum Beispiel einem Magazin oder Buch. Jetzt stellt sich für die Helden die Frage, ob die Leser der ersten Stunde dem Projekt auch über einen längeren Zeitraum treu bleiben werden. „Wenn das Feedback weiterhin so gut bleibt, werden wir darauf aufbauen.“

helden-von-heute.at

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