Alexandra Gruber
Nachhaltigkeit

Ein Facebooklike ist gut, Mitmachen besser

Donnerstag, 17. Juli 2014
Österreichs erster Leihladen Leila hat seit Ende Mai dieses Jahres in Wien-Ottakring geöffnet. Seitdem berichteten zahlreiche Medien über das engagierte Projekt, und auf Facebook sammelte der Verein bisher mehr als 2500 Likes. Die Mitgliedszahlen ziehen aber mit der guten Präsenz in der Öffentlichkeit noch nicht ganz mit.
Leila Leihladen
Alexandra Gruber
Kleine Startschwierigkeiten

Über Leila, den Leihladen, der Ende Mai dieses Jahres nach Berliner Vorbild in Ottakring eröffnet hat, wurde in den letzten Monaten ausgiebig berichtet. dieZeitschrift war schon vor der Eröffnung dort, anschließend griffen verschiedenste Tages- und Wochenzeitungen, Onlinemagazine, Radio- und Fernsehsender der Reihe nach das Thema auf. Denn die Geschichte, die es zu erzählen gibt, ist gut: Sieben junge, engagierte Leute machen sich daran, mit einem bereits erprobten Konzept aus der deutschen Hauptstadt gleich mehrere lobenswerte Ziele zu verfolgen: Durch die gemeinschaftliche Nutzung von Gegenständen soll Geld gespart und die Umwelt geschont, gute Nachbarschaft gefördert, Abfall vermieden und nachhaltiges Konsumverhalten gefördert werden. Der Erfolg gibt der Idee recht: Leila gewann dieses Jahr den Klimaschutzpreis des Bezirks Neubau, schaffte es beim Social Impact Award immerhin unter die ersten Zwölf und sammelte in wenigen Monaten 2500 Facebook-Likes.

Großer Zuspruch, wenig Mitglieder

Leila Leihladen
Alexandra Gruber

Der kleine Verein bekam ohne großartige PR-Arbeit der Mitarbeiter viel mediale Aufmerksamkeit und Sympathiebekundungen. Jetzt kommt das Problem: Wohlwollen alleine finanziert auch kein noch so tolles Projekt.

„Wir haben bis jetzt vierzig Mitglieder. Wenn wir im ersten Jahr achtzig schaffen, haben wir das erste Jahr durch finanziert,“ sagt Leila-Mitarbeiterin Stephanie Braun. Ina Hahn nickt zustimmend. „Über den Zuspruch und das Medienecho waren wir selbst überrascht. Vielen Leuten gefällt die Idee, aber dass sie hierherkommen und Mitglied werden, ist dann doch eine Hürde.“ Wie eine Leila-Mitgliedschaft funktioniert, sei hier noch einmal kurz erklärt: Man bringt einen Gebrauchsgegenstand vorbei, der von Leila weiterverborgt werden darf, füllt ein Formular aus, zahlt einen jährlichen Mitgliedsbeitrag und kann sich dann ausleihen, was man will. Der Leihladen selbst wird als Verein geführt, im Moment arbeiten alle Mitarbeiter ehrenamtlich.

Internetauftritt noch mangelhaft

Dass der tollen Medienpräsenz bis jetzt nur wenige Vereinsmitglieder gegenüberstehen, erklärt sich der dritte anwesende Leihladen-Mitarbeiter Thomas Siebenbrunner mit dem derzeit mangelhaften Internetauftritt. „Unsere Webseite ist noch immer nicht fertig. Die Leute fragen uns im Moment über Facebook, welche Gegenstände wir gerade da haben. Aber das ist keine Dauerlösung.“ Noch im Laufe dieses Sommers soll sich das ändern. Auf der Webseite wird dann genau aufgelistet sein, welche Gegenstände Leila verleiht, und ob und wie lange sie verborgt worden sind.

Vom Camcorder bis zum Massagetisch

Factbox

Leila Leihladen
Herbststraße 15,
1160 Wien

Öffnungszeiten:
Di: 09:00 - 13:00
Do: 16:00 - 20:00
Sa: 15:00 – 19:00

Der Standardmitgliedsbeitrag beträgt 36€ im Jahr, der ermäßigte Beitrag (nach Selbsteinschätzung) 24€.

www.facebook.com/leihladen

Das Angebot ist jetzt schon nicht schlecht. Rund 150 Gebrauchsgegenstände wurden bisher eingebracht, viele davon sind wesentlich teurer als der Mitgliedsbeitrag, wenn man sie sich neu kaufen muss. „Wir haben zum Beispiel ein DJ-Pult, eine Autobatterie sowie eine Autopoliermaschine, einen Camcorder, Werkzeug, ein Drei-Mann-Zelt, mehrere Griller, einen Massagetisch, sieben neue Lomo-Kameras, davon kann eine Panorama-Aufnahmen machen, Schwimmflossen und verschiedene Musikinstrumente, darunter eine E-Gitarre,“ zählen die drei auf. Der persönliche Lieblingsgegenstand der Leilas scheint aber das Tandem zu sein. „Das borgen wir uns meistens selber aus,“ gibt Stephanie zu.

Klar ist: Leila ist eine gute Idee, die in Wien bereits sehr bekannt ist. Klar ist auch: Leila braucht noch Unterstützung. In Form von Mitgliedschaften, Sachspenden, finanziellem Support und zusätzlichen ehrenamtlichen Mitarbeitern. „Wir möchten, dass der Leihladen irgendwann zum Selbstläufer wird und auch andere Vereinsmitglieder abwechselnd im Laden stehen. „Wir sieben können das nicht für die nächsten zehn Jahre machen,“ sagt Siebenbrunner.

Stell dir vor, Leila macht auf, und alle gehen hin.

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